David Gerstein Blue note ABC papercut 56 x 76 cm web

David Gerstein
"Blue Note ABC"
papercut
56 x 76 cm

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Gestaffelt sich ineinander schiebende Menschen- und Autoschlangen, im Loop rasend rotierende RadfahrerInnen, flower power-poppige Blumensträuße, im Raum bunt flottierende Schmetterlings- und Vogelschwärme, monumental-babylonisch sich türmende Comicfiguren im realen öffentlichen Stadtgetriebe, zwischendurch reine Pinselstriche und verschlungene Farbtubenwürste im handlichen Flatware-Format – stets grafisch, farbintensiv und mehrdimensional, multipel und originär zugleich: so und noch facettenreicher zeigt sich uns David Gersteins Blick auf unsere Welt und unsere gegenwärtige Zivilisation.

Zu Beginn der 1970er-Jahre hat der in Israel, Paris, New York und London ausgebildete Maler und Bildhauer seinen eigenen Stil und seine eigene Technik entwickelt, nachdem er sich von den damals gängigen Richtungen des Minimalismus und der Konzeptkunst zugunsten der ihm näher stehenden Intentionen der Pop Art abgewendet hatte. Mit seinen dreischichtigen, zuerst in Holz, später in Metall gefertigten und bemalten „Cut Outs“ fand er eine Möglichkeit, die Grenzen zwischen dem Zweidimensionalen der Malerei und der Dreidimensionalität der Skulptur aufzuheben und damit zugleich seiner Intention einer poetisch-mehrdeutigen Darstellung des zeitgenössischen „joie de vivre“ Ausdruck verleihen zu können.

Gersteins Begriff von Kunst und ihrer Entstehung: „Ich muss nichts erfinden oder mir den Kopf zerbrechen, um eine großartige Idee zu entwickeln: die Dinge entstehen einfach von selbst. Sie fließen während ich rede, Auto fahre oder am Morgen, bevor ich aufstehe. Im Atelier angekommen, vermag ich daraus vielleicht Erträge zu ziehen: Früchte, denen die Natur verführerische Farben und Formen verleiht […], welche immer eine Ursache und einen Zweck haben.“

David Gerstein (geb. 1944 in Jerusalem), der mit seinem an der Schnittstelle zwischen Objekt/Installation und Malerei angesiedelten Werk „mit halb-ironischem Schmunzeln auf unser von eifriger Betriebsamkeit getriebenes Dasein schaut“ (Naomi Aviv), nennt sich selbst gerne „The Beauty Hunter“. Seine Jagd nach dem Schönen, die er vor allem im urbanen Verkehrsgewühl betreibt, zeitig farb- und bewegungsintensive, oft mehrschichtige Bricolagen comichafter Figurationen, zivilisatorischer Artefakte und popkultureller Zitate, die nicht selten auch als monumentale Skulpturen den öffentlichen Raum erobern. „Schönheit“ bezeugen Gersteins Reflexionen unseres utilitaristisch geprägten Life Styles weniger im Sinne eines traditionellen Ästhetik-Begriffs als in jener dynamisch sprühenden Vitalität, die der Künstler auch den banalsten Dingen des Alltags verleiht und sie Gewächsen ähnlich über Wände und in die Räume wuchern lässt.